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In den letzten zwei Jahrzehnten wird sich die breite Öffentlichkeite den enormen ökologischen Herausforderungen bewusst. Sie drängen uns dazu, selbst aktiv zu werden. Bildung – als eine der zentralen Säulen unserer Gesellschaft – spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie kann bei den Arbeitskräften der Zukunft das Nachhaltigkeitsbewusstsein schärfen und zugleich in der eigenen Einrichtung, Nachhaltigkeitspraktiken verankern. Genau hier setzt der Whole Institution Approach (wörtlich: „Ganzheitlicher institutioneller Ansatz“) an. Anstatt Nachhaltigkeit nur als Unterrichtsthema zu behandeln, das auf den Klassenraum beschränkt bleibt, verfolgt dieser Ansatz eine ganzheitliche Strategie, bei der nachhaltiges Denken in sämtliche Bereiche einer Bildungseinrichtung integriert werden.
Der Whole Institution Approach fordert die Ausrichtung von Schulleitung, Lehrplan, Infrastruktur und Schulkultur an den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Das bedeutet, dass sich Nachhaltigkeit in der Art und Weise widerspiegelt, wie eine Schule geführt wird, wie sie mit ihrem Umfeld interagiert und wie Lehrkräfte sowie Lernende in die Gestaltung ihres Umfelds einbezogen werden. Eine Schule, die diesen Ansatz verfolgt, unterrichtet beispielsweise nicht nur Nachhaltigkeit, sondern ergreift auch konkrete Maßnahmen zur Reduktion ihres CO₂-Fußabdrucks, fördert Weiterbildungen im Bereich grüner Kompetenzen und kooperiert mit externen Partnern, die ähnliche Werte vertreten.
Für berufsbildende Einrichtungen ist der Whole Institution Approach von besonderer Bedeutung. Sie bereiten Lernende gezielt auf die Berufspraxis vor – viele davon sind derzeit von tiefgreifenden Veränderungen betroffen: durch den Klimawandel, die Digitalisierung und den Wandel gesellschaftlicher Erwartungen. Mit dem Whole Institution Approach können berufsbildende Schulen ein dynamisches Lernumfeld schaffen, in dem Nachhaltigkeit nicht nur theoretisch vermittelt, sondern im Alltag erlebt und gelebt wird. Das kann beispielsweise bedeuten, Ausbildungsprogramme im Hinblick auf Nachhaltigkeitsverantwortung zu überarbeiten, Lernende in Projekte zur Umgestaltung des Schulgeländes einzubeziehen und langfristige Partnerschaften mit Unternehmen einzugehen, die sich dem nachhaltigen Wandel verpflichtet haben. So wird Nachhaltigkeit zu etwas, das Lernende nicht nur lernen, sondern aktiv leben.
Die Bedeutung des Whole Institution Approach liegt in seiner Fähigkeit, nicht nur Wissen, sondern auch Haltungen, Kompetenzen und Verhaltensweisen zu prägen. Er macht Nachhaltigkeit greifbar und relevant, indem Bildungseinrichtungen zu realen Beispielen für nachhaltiges Handeln werden. Damit vermittelt er Lernenden: Sie können heute schon etwas bewirken – nicht erst in der fernen Zukunft, sondern hier und jetzt, beginnend in ihrer eigenen Schule und ihrem eigenen Lebensalltag. Im Einklang mit europäischen Prioritäten wie dem European Green Deal, dem GreenComp-Rahmenwerk und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist dieser Ansatz mehr als eine gute Praxis – er ist ein Wegweiser für die Transformation von Bildung im 21. Jahrhundert.